Freitag, 27. November 2015

Walking

Das Leben ist ein ständiger Wechsel von Zeiten, Episoden, Phasen. Einmal ist es besser, eine schwere Zeit mit Angehörigen, Freunden oder Verwandten durchzustehen, ein anderes Mal ist man auf sich allein gestellt und muss mit den eigenen Problemen selbst zurecht kommen, oder man will das sogar von Zeit zu Zeit. Von anderen Menschen Hilfe zu brauchen ist menschlich, trotzdem hat man im Leben manchmal keine andere Wahl, als alleine seinen Weg zu gehen. Auch, wenn alle Anderen einen anderen Weg gehen, sollte man sich für das entscheiden, was man fühlt im Herzen und was man möchte. Meiner Ansicht nach kann jeder für sich am besten bestimmen, was das "Beste" ist oder was man am liebsten möchte. Unterstützung von außen kann nicht nur Stress und Druck nehmen, in manchen Situationen ist die auch störend und man selbst will keine Meinung von Außenstehenden. Das muss nicht nur in guten Phasen so sein, sondern auch in Tiefen. Zeitweise hat man möglicherweise sogar eine Art Drang dazu, Probleme eigenständig und mit möglichst wenig Einwirkung von Anderen zu bewältigen. Man möchte selbst weiterlaufen, ohne dass einem jemand sagt, wie man was zu machen habe.  Man kann neue Seiten in sich entdecken und sich von anderen Menschen abgrenzen, individuell bleiben. Darüber erzählt "Walking" von der deutschen Band Northern Lights. Die 4 Männer mit dem Frontsänger Jonas Nay - der auch als Schauspieler schon zahlreiche Preise gewonnen hat - kommen aus Lübeck und erzählen mit ihrem "Progressive Pop" wahre Geschichten, wie sie nur das Leben schreiben kann. Die einzigartige musikalische Sprache, bei der man gelegentlich einen Hauch von Jazz verspürt, wirkt für mich sehr leicht und entspannt, gutgelaunt. Das Lied selbst stammt aus dem Album "Landed" von 2014.
Im Video selbst sieht man die Bandmitglieder gemeinsam gemütlich im Studio sitzen und musizieren. Wieder braucht es nicht viel, um schöne Musik zu machen, lediglich ein Keyboard, eine E-Gitarre, einen Bass und ein Schlagzeug. Alle 4 beherrschen ihre Instrumente hervorragend und die Stimme von Jonas Nay ist meiner Meinung nach schlecht mit einer anderen zu verwechseln. Die eingängige Melodie, der beschwingte Takt und die qualitativ hochwertige Instrumentalisierung (sowohl durch Instrumente als auch Stimmen) machen das Lied zu einem meiner Ansicht nach wunderbarem Klangerlebnis. Die Hauptaussage, die das Lied mir persönlich vermittelt, lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Man braucht niemanden, um einzigartig zu sein.

Northern Lights - Walking

Freitag, 20. November 2015

Uhjar

Einige haben bei dem Wort "Einmann-Band" wahrscheinlich eine Person vor Augen, die eine große Trommel auf dem Rücken trägt mit Becken, die mit den Füßen gespielt werden, einer Mundharmonika und andere Trompeten und Tröten vor dem Mund und einem Akkordeon vor der Brust. So oder so ähnlich mag so ein stereotypes Bild einer Einmann-Band aussehen. Das es auch ganz anders geht, beweist der Musiker, den ich euch diese Woche vorstellen möchte. Der 25jährige Pierre Pihl ist der erste, der das so genannte Laptapping & Feetbass beherrscht. Der Kölner schreibt einige Songs auch selbst und komponiert jede Note für seine Instrumente selbst. Der Autodidakt spielt Gitarre - aber nicht so, wie man es kennt. Die Akustik-Gitarre hängt nicht über seiner Schulter, sondern liegt auf seinem Schoß. Dazu kommen noch 2 Gitarren; eine E-Gitarre und eine Bass-Gitarre. Keine dieser Gitarren zupft er, wie man es vom eigentlichen Gitarrespielen kennt. Trotzdem klingt das Ergebnis so wie ein Musikstück, bei dem jedes Instrument einzeln eingespielt wurde. Man hört keinen falschen Ton und keine schiefen Harmonien. Pierre Pihl beherrscht diese äußerst kreative Art des Gitarrespielens so gut, dass man die Art und Weise, wie er spielt gar nicht glauben mag. Das Lied "Uhjar"  entsteht durch das synchrone Spielen von 3 verschiedenen Gitarren. Die Akustik-Gitarre spielt er mit der linken Hand, die E-Gitarre mit der rechten Hand und die Bass-Gitarre mit den Füßen. Das mag vielleicht sehr konfus und seltsam klingen, aber dieses Talent ist meiner Meinung nach auch einfach unglaublich, und unglaublich bewundernswert. Guckt euch an, wie der junge Kölner drei Gitarren wunderschöne Klänge entzaubert und vor allem: Genießt es!

Freitag, 13. November 2015

Superjeile Zick

Alle Karnevalsfans haben seit diesem Mittwoch, dem 11.11. wieder allen Grund zur Freude, denn die 5. Jahreszeit begann. Auch ich gehöre zu den "närrischen Jecken", die sich zu dieser Zeit gerne verkleiden und feiern und auch mal 5 gerade sein lassen. Wenn ich Freunden und Bekannten erzähle, dass ich die Karnevalszeit sehr mag und gerne zu Karnevalsveranstaltungen gehe, höre ich meistens eine Reaktion nach dem Motto: "Das wäre mir zu viel Schlager." Und um ehrlich zu sein, regt mich das ein wenig auf. Ja, Karneval hat mit Schlagermusik zu tun und es wird Schlagermusik gespielt, aber nicht ausschließlich! Es gibt auch schöne moderne Feierlieder, die man in der Karnevalszeit oft hören kann. Ein Beispiel dafür möchte ich euch diese Woche vorstellen. Neben den Klassikern und Karnevals-Bands wie De Höhner, De Räuber oder Bläck Föös gibt es auch andere"New-comer" Bands; zum Beispiel Cat ballou, Kasalla und auch Brings.
Karneval ist nicht nur eine Zeit zum Feiern und Fröhlich sein, beschwingt in die Zukunft schauen, sondern auch kann man zurückblicken und sich an alle schönen Momente im Leben erinnern, und diese vergangenen Momente feiern. Einfach aus dem Grund, dass es sie gab und das man sie erleben durfte. Man denkt vielleicht daran, wie man früher gefeiert hat und wie man es im Vergleich dazu heute tut. Genau darum geht es in "Superjeile Zick" - auf hochdeutsch "Supergeile Zeit".  Während in den Strophen noch mit moderatem Tempo von den guten alten Zeiten gesungen wird, bricht spätestens im Refrain die gute Stimmung und Feierlaune richtig aus. Der an einen Sirtaki erinnernde, immer schneller werdende Takt  regt zum Mitklatschen an und die fröhliche Melodie mit dem eingängigen Text bleibt leicht im Gedächtnis - natürlich besonders bei den ganz großen Fans von Brings, die den Refrain schon ohne die Band selbst zum Besten bringen. Auch diejenigen, die Probleme haben, den Kölner Dialekt zu verstehen, bekommen von diesem Lied bestimmt gute Laune. Meiner Meinung nach kann man nach dem Hören von "Superjeile Zick" nur bester Stimmung sein.
Für diejenigen, die den Kölner Dialekt nicht so gut verstehen, übersetze ich den Refrain auf Hochdeutsch:
"Nein, was war das denn früher für eine supergeile Zeit.
Mit Tränen in den Augen schaue ich manchmal zurück.
Wenn ich heute auf der Rolle bin (ausgehe), bin ich nur halb so übermütig.
Aber heute Nacht, da weiß ich nicht, wie es enden wird."

Brings - Superjeile Zick

Freitag, 6. November 2015

Same Love

Liebe kann man für die unterschiedlichsten Dinge empfinden. Man kann sich in eine Person verlieben, in ein Tier, ein Land oder eine Landschaft und genauso kann man sich auch in ein Lied verlieben. Entweder, weil es so herzerwärmend und berührend ist, oder weil es einen entspannten Rhythmus hat, oder auch weil der Inhalt des Textes für einen persönlich sehr bedeutend ist. Der Song, den ich euch diese Woche vorstelle, löste in mir alles aus. Gefühlvolle Melodie im Refrain, entspannter Beat in den Strophen und die Message, die das Lied vertritt, finde ich ebenso wichtig. Klavier, Gitarre, Schlagzeug und Bläser ergeben einerseits ein sanftes und andererseits ein kraftvolles Gesamtbild. Durch den Rap-part wirkt der Song sehr locker und leicht, durch die sensible und zerbrechliche Gesangsstimme im Refrain erhält er eine Spur von Liebesballade. "Same Love" von Macklemore feat. Ryan Lewis erzählt von einem Homosexuellen, der von seinen Gedanken, Gefühlen und Erlebnissen zu berichten scheint. Der Satz "Gott liebt alle seine Kinder" scheint mehr und mehr in Vergessenheit zu geraten - ganz unabhängig davon, an welchen Gott man glaubt oder ob man überhaupt religiös ist. Dass "Schwul" heute bei einigen Leuten noch ein Schimpfwort ist, ist meiner Meinung nach unfassbar und inakzeptabel. Zudem gibt es Gruppen in der Gesellschaft, die immer noch davon überzeugt sind, dass man Homosexuelle durch Psychotherapien oder sonstige Erziehungsanstalten heterosexuell machen kann. Die Gleichberechtigung Homosexueller wird nur in sehr kleinen Schritten ermöglicht und noch nicht einmal in allen Ländern. Aber was macht es für einen Unterschied, ob man das andere oder das gleiche Geschlecht liebt? Liebe ist und bleibt Liebe. Liebe ist meiner Ansicht nach ein Menschenrecht, ganz egal, wen man liebt. Am Ende macht sie genau das, was am Ende des Refrains besungen wird: Sie hält uns warm. Sie hält uns am Leben.