Wenn ein großer Musiker stirbt, wird oft gesagt, dass er nie ganz Tod
sein wird und immer mit und in seinen Liedern ewig weiterleben wird. Eine
andere Art und Weise, wie ein Künstler noch lange Zeit unvergessen bleibt, ist,
wenn ein anderer Künstler über den Verstorbenen ein Lied schreibt. Und genau
das geschah 1986. In diesem Jahr wurde das Lied zum ersten Mal veröffentlicht,
das ich euch diese Woche präsentieren möchte. Weitere Fakten über diesen Song:
5 Minuten lang, ,2 Wochen lang auf Platz 2 der italienischen Single Charts,
zahlreiche Male von anderen Musikern gecovert, unter anderem von Julio Iglesias
und Andrea Bocelli. Die Rede ist von "Caruso" von Lucio Dalla. Das in Italienisch
in neapolitanischem Dialekt verfasste Lied entstand, als der 2012 verstorbene
Italiener Dalla auf einer Tour in Sorrent stoppen und in einem Hotel
übernachten musste. Kurz darauf erfuhr er, dass er in dem Zimmer nächtigte, in
dem der berühmte Tenor Enrico Caruso kurz vor seinem Tod gelebt hatte.
Daraufhin war er so von seinen Gefühlen überwältigt, dass er seine ganz
persönliche Hommage an den großartigen Sänger.
Im Text geht es um das harte,
beschwerliche und unglückliche Leben des Italieners, der 1921 nach einer von
ihm selbst verharmlosten und ignorierten Rippenfellentzündung starb.
Genauergesagt erscheint es, wenn man sich den Liedtext auf Deutsch übersetzt
ansieht, als ob es eine Vorstellung des Lebensabends sei. So wird von einem
Mann erzählt, der auf der Terrasse dieses Hotelzimmers steht, auf das Meer
blickt, seine Frau in den Arm nimmt und schließlich ein Liebeslied zu singen
beginnt. Der Refrain heißt übersetzt so viel wie: "Ich liebe dich so sehr.
Aber so so sehr, weißt du. Es ist schon wie eine Kette, die da Blut in den
Venen umschließt." Der Mann hört den Schmerz in der Musik, sieht die
funkelnden Lichter auf dem Meer und denkt an seine großen Konzerte in Amerika
zurück. Er sieht in die strahlend grünen Augen seiner Frau und muss plötzlich
weinen. Alle Lyrik ist doch nur ein gefälschtes Drama. Mit Schminke und Mimiken
kann man der Realität kurz entfliehen, aber doch holt sie einen wieder ein und
man muss erkennen, wie das Leben wirklich ist. Man dreht sich um, blickt auf
sein Leben zurück und alles erscheint so fern und klein wie das Funkeln einer
Schiffsschraube, weit auf dem Ozean. Denn "Sicher ist, dass das Leben
endet."
So emotional wie der Text ist, so ist auch
die Musik. Kein Schlagzeug, kein brummender Bass, sondern Klavier und
Streicher. Der Gesang von Lucio Dalla klingt zeitweise wie ein Klagelied, aber
irgendwie kann man das Lied auch so verstehen. Wenn ich das Lied höre - ganz
gleich, ob das Originale oder eines der vielen vielen Cover - bekomme ich eine
Gänsehaut und in manchen Momenten steigen mir kleine Tränen in die Augen. Das
tiefe Gefühl des Liedes überträgt sich schnell auf den Hörer. Lasst auch ihr
euch mitreißen von dieser hochemotionalen Hommage von einem Italiener an einen
Italiener.
Lucio Dalla - Caruso
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