Freitag, 27. März 2015

Creep

Zahlreiche Songtexte kann man auf zahlreiche Art und Weise interpretieren. So auch bei dem Song, um den es diese Woche geht. Die Alternative-Rockband Radiohead gründete sich 1985 in Oxford. Einer der größten Hits ist "Creep", der 1993 rauskam. Auch hier gehen die Meinungen auseinander, was der Text bedeuten könnte. 
Zum einen könnte es Satire sein. Es könnte durch eine misslungene Beziehung entstanden sein, nach der der Sänger oder das "ich"/"me" im Lied höhnisch witzig darüber macht, dass er dachte, sie sei perfekt und besser als jede Andere auf dieser Welt.Seine Erkenntnis, dass dem nicht so ist, sei auch miteingeflossen. Sie ist ach so etwas besonderes? - Von wegen. Auch, wenn wohl nie bekannt sein wird, ob das Lied aus diesem Grund geschrieben wurde und für wen, ist diese Interpretation eine meiner Ansicht nach gut denkbare Version.
Zum anderen, so sagen wieder andere Fans des berührenden Songs mit durchdringender E-Gitarre im Refrain, könnte es auch an niemanden gerichtet sein. Möglicherweise ist das auch nur eine Hymne an alle weiblichen Wesen dieser Welt. Vielleicht sei es ein Zeichen, dass alle Frauen bedingungslose Liebe verdient haben und so behandelt werden sollten, als wären sie wundervolle, einzigartige Engel. Ein Mann, der die Frauen im allgemeinen liebt, der alles für sie tun würde. - "Whatever makes you happy, whatever you want." Wenn ihr mich fragt: Diese Interpretation ist alles andere als unmöglich, aber vielleicht doch etwas zu allgemein gehalten.
Meiner Meinung nach ist folgende Interpretation am wahrscheinlichsten: Ein Mann, der in einer Bar an der Theke sitzt, sieht auf einmal eine wunderschöne, junge Frau. Sie sieht für ihn aus wie ein Engel. In ihm kommen die verschiedensten Stimmungen auf - von "Sprich sie an!" bis hin zu dem, was im Refrain besungen wird; Er selbst ist doch nur irgendein Jemand, ein Niemand. Er denkt, er sei es nicht wert, mit ihr zusammenzusein, mit ihr zu reden oder überhaupt in einem Raum mit ihr zu sein. Er denke sich: "Sieh dich an. Warum sollte sie ausgerechnet dich auch nur im Ansatz mögen?" Ich kann mich in diese Gedanken gut hineinversetzen, da ich sie selbst schon erlebt habe.
Die beste Version, die ich von diesem Herz-Schmerz-Liebeskummersong bisher gehört habe, ist eine Acoustic Cover Version von Scott Hoying und Caitlin Notey. Hört euch das Lied an und entscheidet selbst, welche Deutung des Textes eurer Meinung nach am besten passt. Vielleicht kommt ihr auch zu ganz anderen Interpretation.

Creep (Radiohead) Cover

Freitag, 20. März 2015

Bauch und Kopf

Bei jeder Entscheidung können in einer einzigen Person zwei verschiedene Meinungen vertreten sein. Das Bauchgefühl sagt uns, was wir spontan empfinden und der Kopf hingegen entscheidet über Sinn und Unsinn unserer Optionen oder bereits getroffenen Entscheidungen. Bauch sagt Ja, Kopf sagt nein, dazwischen steht man selbst und fühlt sich hin- und hergerissen. Mark Forster singt in seinem Song "Bauch und Kopf" über genau solche Situationen, in denen wohl jeder von uns schon war. Oft beobachte ich das Verhalten anderer Personen in ähnlichen Situationen und es scheint ihnen schwerelos von der Hand zu gehen, sich für eine Option zu entscheiden und damit zufrieden zu sein. Aber ich selbst wäre an manchen Entscheidungen beinahe verzweifelt. Selbst aus psychologischer Sicht gibt es dafür eine Erklärung. Das "Es" ist die Instanz, die uns sagt, welche Entscheidungen unseren tiefsten Bedürfnissen und Trieben nachkommen - allgemein wird das als Bauchgefühl bezeichnet. Das "Über-ich" ist eher bekannt als "der Kopf", also die Instanz, die unsere Entscheidungen den Normen, Gesetzen und Leitsätzen anpassen will. Quasi dazwischen ist das "Ich", das einen Kompromiss aus beiden entwickeln will und muss. Im Lied heißt es: "Bauch sagt: Kopf, ja! Kopf sagt: Bauch, nein! Und zwischen den Beiden steh ich und weiß nicht"
Wenn ich das Lied aus Mark Forsters gleichnamigem Album höre, erinnere ich mich an etliche Situationen, in denen ich nicht wusste, was ich machen sollte. Ich genieße es, denn mir wird immer wieder aufs Neue bewusst, dass es nichts schlimmes ist, sich nicht sofort entscheiden zu können oder sich mal selbst zu hinterfragen. Der Beat geht in den Fuß, der Text in den Kopf und die Melodie ins Ohr. Lange Rede kurzer Sinn: Viel Spaß beim Hören!

Bauch und Kopf - Unplugged

Freitag, 13. März 2015

Ein bisschen Frieden

Früher Grand Prix de la chanson, heute Eurovision Song Contest. Eine Legende ist dabei die damals sehr junge Sängerin, Nicole, die nur mit ihrer Gitarre und wenigen anderen Musikern auf der Bühne das Publikum europaweit berührte und begeisterte. Ihr Lied "Ein bisschen Frieden" ist wohl einer unglaublich breiten Masse von Menschen bekannt - vor allem unseren Eltern und Großeltern, die in der Zeit der deutschen Teilung aufwuchsen. Ich persönlich habe eine sehr emotionale Beziehung zu diesem Lied, da es das Lieblingslied meines Großvaters war. Er wünschte sich immer von Herzen, dass ich ihm das Lied einmal vorsinge. Als ich mir einen passenden dafür Moment ausgesucht hatte und bereits in den Proben steckte, war es von einem auf den anderen Tag zu spät.
Ein bisschen Frieden wünscht sich jeder auf dieser Welt. Doch ob es je zu einer Welt ganz ohne Krieg und Waffen kommen wird? Darüber kann man zweifeln und streiten. Nichts desto trotz ist der von Ralph Siegel komponierte, bewegende Song  einerseits Anlass zum Hoffen, Träumen und Beten, andererseits wird mir dadurch immer wieder bewusst, dass jeder Einzelne von uns seinen Teil dazu beitragen muss, den Frieden herzustellen und zu sichern, zu stabilisieren. Gelegentlich muss ich beim Hören des Liedes die ein oder andere Träne vergießen. Ich hoffe, dass der Song euch auch so erreicht, wie er mich erreichte, als ich ihn das erste Mal hörte.
Singt mit mir ein kleines Lied, dass die Welt in Frieden lebt!

Nicole - Grand Prix 1982

Freitag, 6. März 2015

Am seidenen Faden

Jeder von uns kennt Situationen, in denen er so viel zu tun, an so viel zu denken hat, dass man sich nur noch gestresst fühlt. Da vergisst man schnell mal andere wichtige Dinge wie Geburtstage, Familientreffen, Verabredungen mit Freunden oder was auch immer. Dabei ist unser Leben, jedes einzelne Leben unsagbar wertvoll. Jeder Atemzug muss genossen werden. Tim Bendzko besingt in seinem Song "Am seidenen Faden" das Gefühl von dieser Aufgewühltheit. Probleme im Leben können sich wiederholen und trotzdem muss man durch.  Mal geht man ständig im Kreis oder es kommt einem sogar so vor, als liefe man ständig auf der Stelle. Aber Stress und noch mehr Druck helfen dann nicht weiter. Unsere Freunde, Familie, Bekannten, unsere Liebe zu unseren Menschen, unser Leben ist vergänglich und jeder "rote Faden" des Lebens findet irgendwann sein Ende - mal früher und mal später. Wann der Faden zu Ende ist oder vielleicht auch reißt, weiß niemand. Unser Leben wird bestimmt von diesem seidenen Faden, wir werden von ihm gelenkt und an unser eigenes Lebensende geführt. Ich finde es wichtig, dass man sich gelegentlich mal klar macht, dass jeder Atemzug der letzte sein kann, ob man es nun will oder nicht. In der nächsten Stresssituation sollte man nicht die Kontrolle verlieren, den Mut niemals aufgeben und sein Leben genießen, so führen, wie man es selbst für richtig hält.

Tim Bendzko - Am seidenen Faden