Freitag, 30. September 2016

Wake me up when september ends

In wenigen Stunden ist der September Vergangenheit und wir starten in den neuen Monat. Und zum entspannten Abschluss stelle ich euch heute eine Instrumentalversion vor. An Tagen wie diesen, dem letzten Tag im September, kursieren im Internet mehrere Witze und Sprüche nach dem Motto:"Der September ist vorbei - Kann jemand bitte Billie Joe Armstrong aufwecken?" Diese Sprüche sollen witzig sein, aber meiner Meinung nach sind sie es ganz und gar nicht. Denn hinter diesen leicht daher gesagten Worten steckt ein tiefer, ernster, ja trauriger Hintergrund. Billie Joe Armstrong ist der Sänger des Punkrock-Trios Green Day -  die ich euch ja vor Monaten schon einmal vorgestellt habe. Billie schrieb vor mehr als 12 Jahren ein Lied, in dem er ein äußerst privates und persönliches Erlebnis verarbeitet. Sein Vater, Andrew Marciano Armstrong, litt jahrelang unter einem Ösophaguskarzinom, einem Tumor in der Speiseröhre. Am 1. September 1982 verstarb er, Billie Joe war damals erst 10 Jahre alt. 7 Jahre später gründete er seine erste Band „Sweet children“ und 20 Jahre später schrieb der heute 44jährige „Wake me up when september ends“. Das bedeutet auf Deutsch: Weckt mich auf, wenn der September endet. Und daher kommen die zahlreichen Scherze, man solle ihn doch aufwecken. Ich persönlich kann nur sagen, dass ich diese Sprüche taktlos finde. Ich verstehe Spaß, aber bei Themen wie diesem habe ich Grenzen.
Zurück zum Lied dieser Woche. Ich möchte euch dieses Mal eine Instrumentalversion des Songs vorstellen. Für diejenigen unter euch, die den Liedtext trotzdem verfolgen wollen: Er wird im Video eingeblendet. Der Musiker, der diesem wunderschönen und gefühlvollen Lied mit seiner Gitarre Ausdruck verleiht, heißt Richard Armstrong. Ob er mit dem Punkrocker Billie Joe verwandt ist, kann ich euch nicht sagen. Was ich euch aber sagen kann, ist, dass er auf seinem YouTube Kanal schon mehrere Instrumentalversionen hochgeladen hat. Und wie ihr hören werdet, ist er sehr talentiert. Er entlockt seiner Gitarre Töne, die Sehnsucht, Trauer, Verzweiflung - all diese tiefen Gefühle und Gedanken, die das Lied im Original an den Hörer sendet - und das macht diese Version nochmal umso schöner.

Freitag, 23. September 2016

Rum Tum Tugger

In dieser Woche zeige ich euch ein Lied aus einem Broadway Musical. Dieses Musical gehört - meiner Ansicht nach - zu den absoluten Klassikern. Das Lied selbst kennen aber bestimmt nur wenige Leute. Am bekanntesten ist das Lied "Memories", gesungen von einer alten, zerzausten Katze. Eine Katze und singen? Oh ja, in diesem Musical zeigen die Samtpfoten mal so richtig, was sie musikalisch drauf haben. Sir Andrew Llod Weber hat mehrere bekannte Musicals geschrieben und eines davon ist CATS. Dieses revueartige Bühnenwerk mit Texten von T. S. Eliot gehört heute zu den besten Musicals aller Zeiten. Es geht um das jährliche Treffen einer großen Katzenschar zum Jellicle-Ball. Am Ende dieses Balls soll dann eine Katze gewählt werden, die ein zweites Leben erhält und wiedergeboren wird. Zunächst stellen sich einige Kandidaten einmal vor. Es beginnt die alte Jenny Fleckenreich, die tagsüber schläft und nachts den Mäusen, Ratten und Kakerlaken Manieren beibringt. Und dann platzt er in die Szene: Rum Tum Tugger, ein äußerst attraktiver Rock'n'Roll Kater, dem nicht nur die jungen Katzendamen zu Pfoten liegen. Genau an dieser Stelle kommt auch das Lied dieser Woche zum Einsatz.
"Der Rum Tum Tugger ist eine merkwürdige Katze" - heißt es mehrmals im Lied. Aber wenn ihr mich fragt, ist er nicht viel anders als so manche Katze die wir Menschen bei uns zu Hause haben. Manchmal können uns die kleinen Vierbeiner doch ganz schön wahnsinnig machen. Genauso Rum Tum Tugger: Hat er ein Haus, möchte er eine Wohnung. Hat er eine Wohnung, will er lieber ein Haus. Gibt man ihm eine Maus, will er nur Ratten und wenn man ihm eine Ratte gibt, frisst er lieber eine Maus. Besonders eine Sache sollte manchem Katzenbesitzer bekannt vorkommen: Ist die Katze im Haus, will sie raus und wenn sie draußen ist, will sie wieder rein. Sie ist quasi immer auf der falschen Seite der Tür.
Musikalisch ist das Lied sehr rockig und kraftvoll. Es passt zu diesem planlosen und chaotischen Charakter des Rum Tum Tugger, finde ich. Ebenso klingt das Lied dieser Woche ziemlich deutlich nach Musical. Der Sound von Blechbläsern, Gitarren und Klavier mögen den Hörer auch an eine Big Band erinnern. Alles in allem also einvollkommen passender Rocksong.

CATS - Rum Tum Tugger

Freitag, 16. September 2016

Winter Sommer

Jeder kennt wahrscheinlich die Situation, wenn man jemanden vermisst. Diese Situation, wenn eine vertraute Person so weit weg ist, dass man sich nicht mal eben, ganz spontan mit ihr treffen kann. Vielleicht ist sie sogar so weit weg, dass es unmöglich ist, mit ihr zu telefonieren. Oder das Telefonat wäre einfach zu teuer.  Man fragt sich, wie es dem Anderen geht, was er macht und wann man sich wohl endlich wiedersieht. Clueso besingt in seinem Lied "Winter Sommer" genau diese Lage. Er besingt das Gefühl, wenn man lediglich in seinen Gedanken mit diesem nahestehenden Menschen zusammen sein kann. Ohne ihn fühlt man sich unvollständig, man vermisst den Anderen sehr und wünscht sich, er wäre jetzt in der Nähe. Der heute 36jährige Erfurter heißt mit bürgerlichem Namen Thomas Hübner und brachte 1998 seine erste selbst hergestellte Vinyl-Platte heraus, die allerdings nur zur Promotion genutzt wurde und nicht für jeden erhältlich. Und offensichtlich war er erfolgreich. Nach seiner abgebrochenen Ausbildung zum Frisör zog er 1999 nach Köln, erhielt seinen Plattenvertrag und brachte 2001 schließlich sein erstes offizielles Album heraus. Das Lied dieser Woche veröffentlichte der Sänger, Rapper, Songwriter, Produzent und Autor dann 2006.
In der gefühlvollen Ballade über Liebe, Zuneigung und Sehnsucht schafft es Clueso, meiner Meinung nach, mit leichten und beflügelten Worten auf seine eigene Art und Weise genau den Kern zu treffen. Diese Worte würden wohl eher nur die größeren Poeten unter uns so wählen, aber letztlich weiß immer jeder, was gemeint ist. Die Kernaussage des Liedtextes ist „Ich vermisse dich. Ich wünschte, du wärst hier.“ Und dieses Gefühl hat jeder von uns schon mindestens einmal empfunden. Und wer sich durch den Text allein noch nicht an solche Situationen erinnert, dem könnte eventuell die musikalische Gestaltung weiterhelfen. Es werden sehr sanfte Töne angeschlagen. Sensibilität, Nachdenklichkeit und viel Gefühl stecken, meiner Ansicht nach, in jeder einzelnen Note. Aber ich kann euch ja viel erzählen. Ihr müsst euch das Lied einfach selbst anhören. Und vielleicht gibt es sogar aktuell eine Person, die ihr sehr vermisst.

Freitag, 9. September 2016

Biste Mode

Seit Beginn der Menschheit gibt es wahrscheinlich sämtliche Trends, an die man sich doch halten sollte, wenn man angesagt und up-to-date sein möchte. Aber bei einigen Trends hat man auch gar keine Lust, das mit- oder nachzumachen; das weiß ich aus eigener Erfahrung. Da ist es doch gut, wenn man jemanden hat, der einen so wertschätzt, wie man ist. Auch, wenn man nicht die aktuellsten Schuhe oder Klamotten trägt oder diese bestimmte Musik hört. Hinzu kommt manchmal noch, dass man von anderen Menschen dann trotzdem geärgert oder belacht wird, selbst wenn man den Trend mitmacht. Wenn man es nicht macht, ist es falsch; macht man es doch, ist es auch wieder falsch. „Machste mit, biste Mode. Lässt es sein, haste’n  Stich.“ „Machste’s mit, ist es Käse. Lässt ‘it sein, haste ‘n Knall.“ So lauten zwei Zeilen aus dem Lied dieser Woche. Die Berliner Elektropop-Musikgruppe MIA hat mit ihrem Lied „Biste Mode“ ein Lied geschrieben, in dem es genau darum geht. Man braucht eine Gesellschaft, oder auch nur eine Person, bei der man sich immer so geben kann, wie man ist - ganz unverstellt und ungehemmt. In dieser Gesellschaft sollte man sich jede Sorge von der Seele reden können, ohne dafür schräg angeguckt oder gar verurteilt zu werden.  Man sucht doch nur nach einem offenen Ohr, einer ehrlichen Seele und etwas Verständnis. Aber nicht nur das braucht man. Auch ein Schubs oder Tritt - im übertragenen Sinne - ist das ein oder andere Mal nötig, wenn man sich mal in etwas verrennt und den Weg zum Glück einfach nicht sehen will. Dieser Platz, diese Gesellschaft oder diese Person muss nicht unbedingt in der Familie sein. Auch im Freundeskreis kann man Menschen finden, bei denen man seine Gedanken laut aussprechen kann und man auf ein offenes Ohr trifft und eine ehrliche Meinung erhält, wenn man diese möchte. Ich persönlich habe so einen Ort, so eine Gesellschaft gefunden und ich bin sehr froh, dass diese Leute ein Teil meines Lebens sind.
„Biste Mode“ wirkt sehr fröhlich und beschwingt. Die Aussage des Textes „Egal, was du für Sorgen hast und egal, was andere sagen, zu mir kannst du immer kommen.“ wird, meiner Ansicht nach, auch sehr gut musikalisch unterstrichen. Die Leichtigkeit der Musik gibt dem Hörer ein Gefühl von Freiheit und gewissermaßen auch Geborgenheit.  In dieser verrückten Zeit, in der man es eigentlich niemals jedem Recht machen kann, gibt es trotzdem jemanden, der hinter dir steht, sich gerne deine Sorgen und Gedanken anhört und mit dir über alles redet, was dir auf dem Herzen brennt. Ein schönes Gefühl, nicht wahr? Und zu diesem schönen Gefühl gibt es nun auch ein schönes Lied.

Freitag, 2. September 2016

True colors

Das Lied dieser Woche stammt ursprünglich aus dem Jahr 1986. Im Original wird es von der US-amerikanischen Sängerin Ciny Lauper gesungen. Interpreten wie Phil Collins, Elaine Paige, Celtic Woman, Marina and the Diamonds oder auch Justin Timerlake haben sich an ihr Werk herangetraut und es gecovert. Eine weitere Coverversion ihres Hits "True colors" ist von Artists Against Bullying und diese Coverversion hat dazu noch einen tiefen und bedeutungsvollen Hintergrund. Artist Against Bullying ist eine Gruppe von sieben kanadischen Sängern, Sängerinnen, Rappern und Bands, die sich 2012 versammelt haben, um das Lied von Cindy Lauper erneut auflebenzulassen. Sie besteht genau gesagt aus: Simple Plan, Lights, Fefe Dobson, Alissa Reid, Walk off the Earth, Kardinal Offishal und Hedley. In der "Bullying Awarness Week" - einer Woche, in der besonders der Kinder und Jugendlichen gedacht wird, die unter Mobbing und psychischer Gewalt übers Internet litten und leiden - wurde dieses Projekt veröffentlicht. Die Umsätze, die mit dem Song gemacht wurden, gingen zu 100% zum Kinderhilfstelefon, einer kanadischen Organisation, die Kindern und Jugendlichen hilft, die gemobbt werden.
Im Lied wird eine Person angesprochen. Eine Person, die immer traurig ist, verängstigt und einsam. Diese Person hat keinen Mut mehr, weil sie von allen Leuten aus ihrer Umgebung geärgert und gemobbt, vielleicht sogar missbraucht wird. Sie traut sich nicht, sie selbst zu sein. Denn wenn sie so ist, wie sie ist und wie sie sein möchte, dann wird sie von allen gehänselt und nur noch mehr entmutigt. Im Text wird diese Person dazu ermutigt, sich nicht aufzugeben und sie selbst zu sein und zu bleiben. Denn so, wie sie ist, ist sie wunderschön auf ihre eigene Art. "I see your true colors" heißt es im Refrain, was so viel bedeutet wie "Ich sehe deine wahren Farben". Damit ist gemeint, dass man das wahre Ich einer Person erkennt, auch wenn sie sich eigentlich vollkommen verstellt. Sie soll ihre wahren Farben zeigen. Sie ist nicht allein mit ihren Sorgen und Minderwertigkeitsgefühlen. Das wird auch im Video kurz deutlich, als 2 der Interpreten einen Zettel mit der Geschichte zweier Jugendlicher in die Kamera halten. Der Eine hat Angst, zur Schule zu gehen, weil er dort ständig einsam ist und die Andere hat aufgehört zu essen, weil man sie "fett" nannte. Auch andere Zeilen des Liedtextes werden mit Zetteln in die Kamera gehalten. Angespielt wird damit auf Amanda Todd, die ein Video ins Internet stellte und ihre ganze Geschichte erzählte. Sie wurde gemobbt, gehänselt und geschlagen, bis sie keine Kraft, keinen Mut und kein Selbstbewusstsein mehr hatte. Nachdem sie das Video online stellte, nahm sich das junge Mädchen das Leben. Und sie ist leider nicht die Einzige, die solche Videos erstellte.
Die Aussage des Textes ist, meiner Meinung nach, wirklich wichtig. Jeder Mensch ist etwas ganz Besonderes, genau so wie er ist. Egal welches Geschlecht, welche Hobbies, welches Aussehen oder welche Sexualität man hat, jeder ist wunderschön und einzgartig. Geschichten wie die der jungen Amanda Todd schockieren und sollten nicht mehr vorkommen. Ich persönlich kann nur euch alle dazu ermutigen, wenn ihr in einer solchen Identitätskrise seid: Gebt niemals auf! Vertraut euch jemandem an und seid vor allem immer so, wie ihr seid. Lasst euch von niemandem vorschreiben, wie hr zu sein und was ihr zu machen habt. Zeigt uns eure wahren Farben, sie sind wunderschön wie ein Regenbogen.

Artists Against Bullying - True Colors