Freitag, 30. Dezember 2016

Abschiede 2016

In gut 27 Stunden (Stand 30.12.16, 21:00Uhr) verabschieden wir uns vom Jahr 2016. Im Laufe des dann vergangenen Jahres wiederum mussten wir uns gezwungenermaßen von vielen großen, berühmten Komponisten, Entertainer starben 2016, so auch einige großartige Musiker. Aus diesem Grund wird mein letzter Blogeintrag dieses Jahr kein direktes Best Of 2016 mit meinen persönlichen Lieblingsliedern aus dem Jahr, sondern ein kurzes Gedenken derer, die uns in den vergangenen 365 Tagen verließen.

Im Januar verstarben die Schauspielerin Maja Maranow, Entertainer Achim Mentzel, TV-Koch Sante de Santes und auch einer der einflussreichsten und talentiertesten Briten der Musikbranche. Zwei Tage nach seinem 69. Geburtstag verliert David Bowie den Kampf gegen den Krebs. Er hinterlässt viele legendäre Hits, unter anderem „Heroes“. Der äußerst emotionale Song wurde 1977 veröffentlicht und hat sich seitdem in die Herzen der Musikfans und selbstverständlich der Bowie-Fans eingebrannt.  Auf- und abschwellende Gitarren-, Perkussion- und Synthesizerklänge und eine melodiöse Stimme Bowies ergeben ein Werk, das ziemlich offensichtlich vom Progressive Rock beeinflusst ist. Entstanden in seiner Berliner Periode, aufgenommen im Hansa-Tonstudio 2 nahe der Berliner Mauer. Und das vielleicht aus gutem Grund?  In diesem großen Hit geht es darum, dass sich zwei sich liebende Menschen regelmäßig an der Berliner Mauer treffen. Bowie erzählte in einem Interview, dass er aus dem Studio zwei Menschen sah, die sich im Schatten des Geschützturmes küssten. Bowie fragte sich, warum man sich ausgerechnet so einen riskanten Treffpunkt aussucht, um eine Affäre auszuleben. Dieser Anblick und ein Gemälde mit ähnlichem Motiv inspirierten den damals 30jährigen Musiker zu diesem großen Hit. Die ganze Geschichte wird dabei aus der Sicht des Mannes besungen. Zu Beginn ist es noch eine gewöhnliche Liebesgeschichte mit großen Gefühlen.  In der dritten Strophe kommen dann immer mehr, immer stärkere politische Inhalte zum Vorschein. So wird die Freiheit  eines Delphins gegenübergestellt mit der Einschließung durch die Mauer. Aus einer konventionell romantischen Liebesgeschichte entwickelt sich somit ein Statement für die Stärke der Liebe, die gegen Ungerechtigkeit, Gewalt und Waffen siegt.


Seit März weilen Klarinettist Hugo Strasser, Politiker Guido Westerwelle und auch Beatles-Produzent George Martin nicht mehr unter uns. Einen weiteren, für mich persönlich sehr schockierenden Todesfall dieses Monats  gab es am 24. März. Der gerade mal 45jährige Jazzmusiker Roger Cicero erlag, wie sein Vater vor vielen Jahren, den Folgen eines Hirninfarkts.  Vor 10 Jahren erschien sein erstes Soloalbum „Männersachen“ und ein Jahr später vertrat er Deutschland beim Eurovision Song Contest in Helsinki. Sein Song  „Frauen regier’n die Welt“ landete zwar nur auf Platz 19, bleibt aber dennoch ein Lied, mit dem er sich in die Herzen der Musikfans sang.  Textlich ist „Frauen regier’n die Welt“ ein Loblied an die weiblichen Wesen dieser Erde. Cicero zeigt  im Text mehrmals klar und deutlich, aber immer noch sehr liebevoll, dass Frauen wissen, was sie wollen und um das kämpfen, was sie wollen. Wie sie darum ringen, kann durchaus unterschiedlich sein, aber so oder so wirkt es häufig. Männer können versuchen, zu widerstehen und geben manchmal trotzdem nach. Blechbläser, Klavier und Kontrabass ergeben einen typischen Klang der Jazzmusik der 1940er - 50er Jahre und trotzdem hat es, meiner Ansicht nach, etwas modernes und poppiges. Somit hat der jung verstorbene Künstler es wieder mal geschafft, eine gute Mischung aus alt und modern zu schaffen. Und er sollte es noch zahlreiche Male mehr schaffen. Hier ist also das Lied, mit dem alles begann.


Im darauf folgenden Monat verabschiedeten sich Schauspielerin Hendrikje Fitz, Schlagzeuger Wolfgang Rohde und Schauspielerehefrau Hertha Rühmann. Ihnen folgte bald schon der 57 Jahre alte amerikanische Star, der mit Songs wie „Kiss“ oder auch „When doves cry“ in die Musikgeschichte einging. Nachdem er im April noch zwei Konzerte an einem Tag absolviert hatte, klagte der Sänger plötzlich über starke Bauchschmerzen und verlor bald das Bewusstsein. Gegen den Rat der Ärzte im Krankenhaus, entließ sich der Medikamentenabhängige kurz darauf selbst. Am 21. April starb Prince Rogers Nelson, uns allen unter Prince bekannt in seiner Wohnung in Minnesota. Der seit seinem zwanzigsten Lebensjahr im Musikgeschäft tätige Mann hatte 1984 seinen internationalen Durchbruch. Das Album und die Single „Purple Rain“  hielten sich wochenlang auf Platz 1 der Charts. Wenn man sich den Text durchliest, ist es ein Lied über den Trennungsschmerz eines Liebespaares. „Ich wollte dir nie Kummer bereiten, ich wollte dir nie Schmerzen bereiten“ heißt es gleich zu Anfang des großen Hits.  „Ich wollte nie dein Wochenendliebhaber sein. Ich wollte einfach dein bester Freund sein.“ singt er später. Der besungene „lila Regen“ kann eine Metapher für das gelobte Land sein, für den Ort, an dem jeder seine große und bedingungslose Liebe findet und so geliebt wird, wie jeder es verdient. Auch musikalisch spürt man jede Menge Emotion. Nicht nur instrumental, sondern auch gesanglich legt der Künstler jede Menge Gefühl, Liebe, teilweise auch Verzweiflung in das Lied. Und genau das ist möglicherweise auch ein Grund, warum Prince mit „Purple Rain“ international so groß rauskam.


In den darauf folgenden Monaten starben noch weitere große Persönlichkeiten. Muhamad Ali (Juni),  Götz George (Juni), Jana Thiel (Juli), Manfred Krug (Oktober), um nur ein paar Beispiele zu nennen. Am 18. November verließ uns nach Leonard Cohen, Ilse Aichinger und Oleg Popow auch die US-amerikanische Soul- und Funk-Sängerin Sharon Lafaye Jones. Von 1996 bis 1998 veröffentlichte sie schon mehrere Singles, aber wirklich berühmt wurde sie erst 2002, als sie mit der Band „Dap Kings“ mehrere Alben aufnahm. Eines davon ist  „100 days, 100 nights“. Sharon Jones singt davon, dass es durchaus 100 Tage und 100 Nächte dauern kann, bis eine Frau einen Mann wirklich kennengelernt hat. So heißt es, dass ein Mann leicht einen Heiligen spielen kann, aber irgendwann doch sein wahres Ich entfaltet. Das klingt gemein, als würde sie die Männer alle schlechtmachen. Im Laufe des Liedes scheint sie das dann einzusehen. „Warte eine Minute, vielleicht muss ich mich jetzt erst einmal beruhigen.“ heißt es im Text, bevor sie von ihren Erfahrungen mit einem Mann erzählt. Dieser Mann habe so getan, als sei sie seine Königin und 100 Tage später verließ er sie ohne ein weiteres Wort. Musikalisch ist das Lied definitiv im Stil von modernem Funk. Von wegen Alter Braten oder Schmarrn von gestern, diese Musik kann durchaus auch im 21. Jahrhundert erfolgreich sein.


Auch im letzten Monat des Jahres ließ es nicht nach. Schauspielerin Debby Reynolds überlebte ihre Tochter Carrie Fisher und starb dennoch einen Tag nach der als Prinzessin Leia berühmten 60jährigen. Einen Tag vor Fisher, am 25.Dezember verstarb ein weiterer großer Musiker. „Last Christmas“ machte ihn und seine Band WHAM berühmt. Welch bittere Ironie also, dass George Michael am ersten Weihnachtsfeiertag von uns ging. Der britische Sänger, Komponist und Produzent hinterließ einige große Hits, sowohl mit seiner Band als auch als Solokünstler. Alles begann 1981 mit Wham! Die Band löste sich allerdings 1986 wieder auf und 1987 startete George Michael dann seine Solokarriere. Sein Debütalbum „Faith“ und der gleichnamige Hit schlugen ein wie eine Bombe.  3 Jahre später kam schon der nächste große Hit des homosexuellen Stars.  Lese man nur die ersten paar Textzeilen, würde man annehmen, dass es sich um ein Liebeslied handelt, denn es heißt: „Ich werde dich nie fallen lassen. Ich werde dich nie aufgeben.“ Gewissermaßen ist es auch ein Liebeslied, aber weniger an eine Person, einen Mann, sondern viel mehr an etwas, das bis heute einen großen Stellenwert hat: Freiheit. Weiter geht es im Liedtext darum, dass man all diese Lügen in der Welt, es gäbe Freiheit, Frieden überall, irgendwie wahr machen muss oder sie zumindest wahrmachen will. Kein Mensch gehört dem anderen, "Ich gehöre nicht dir und du gehörst nicht mir" heißt es wörtlich. Die im Lied mehrmals hörbaren Chorgesänge klingen wie Lobgesänge, die die Freiheit preisen.  Es hat eine sehr euphorische Stimmung, motiviert und animiert zum Mitklatschen und -singen. Meiner Meinung nach ist es demzufolge verständlich, dass dieses Lied ein Hit wurde. 



Abschließend wünsche ich allen meinen Lesern und Leserinnen einen guten Rutsch in das neue Jahr, einen guten Start in selbiges und im neuen 2017 viel Erfolg, Glück und Gesundheit. Vielen Dank für eure Treue und hoffentlich kann ich euch auch in den folgenden 53 Wochen wieder Freuden bereiten. 

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